Sprung
Wenn man genau hinsieht erkennt man einen großen, schlaksigen jungen Mann mit Brille um die 20 Jahre. Von Außen und von der Ferne betrachtet wirkt er ganz normal, so wie er da steht und an seiner Zigarette zieht. Blickt man jedoch etwas in seine Augen erkennt man nur eines: Verzweiflung. Abgrundtiefe Verzweiflung, wie sie ein Mensch nie empfinden sollte und falls doch, damit nicht allein sein sollte.
Lässig dämpft er seine Zigarrete der Marke Marlboro aus und blickt lange in die Dunkelheit. Tränen treten aus seinen Augenwinkeln hervor und er beginnt zu weinen. Was in ihm vorgeht weiß keiner... leider. Langsam zieht er sein Handy aus der Hosentasche und wählt die Nummer seines besten Freundes, aber mit dem Zusatz, dass er gleich in dessen Mobilbox gelangt (Anmerkung: Er wollte gar nicht mehr, dass ihm jemand hilft.) Mit zittriger und tränenverzerrter Stimme spricht er die ersten Worte darauf. Was gesagt wurde, weiß ich nicht mehr so genau, aber die letzten Worte der Nachricht haben sich in mein Hirn eingebrannt: „Peter mein kleiner Bruder. Was soll ich nur tun? Verzeih mir bitte. Es geht nicht anders. Ich werde immer für dich da sein. Ich liebe dich". Nach diesem „Abschied" erklomm er die Brüstung und sprang.
Er hat keinen Sinn im Leben gesehen und das Vertrauen verloren. In die Welt und die Menschen, doch vor allem in sich selbst.
In derselben Situation bin ich gerade, ich sehe in nichts einen Sinn und habe das Vertrauen in mich selbst verloren. Der Unterschied ist: Ich möchte wieder.
12. September 2008
So in etwa, habe ich es mir immer vorgestellt wie sich mein Bruder gefühlt hat und wie die Situation auf der Brücke war. Ich hatte auch das Vertrauen verloren, aber ich wollte wieder und ich hab es, sehr vorsichtig ausgedrückt, geschafft