Memento Mori: Ein Aufruf
Habt ihr euch einmal mitten auf einen belebten Platz gestellt und die Menschen die an euch vorbeieilen beobachtet? Oder habt ihr die Menschen die mit euch im selben Zug, im selben Bus, im selben Flugzeug oder in derselben U-Bahn sitzen schon mal näher betrachtet?
Die meisten werden verneinen: „Mit denen habe ich ja nichts zu tun.", „Die kenn ich doch gar nicht, die interessieren mich auch nicht". Denjenigen, die schon einmal bewusst beobachtet haben müsste unweigerlich folgendes aufgefallen sein:
Die Welt ist so hektisch. Zu jederzeit sind wir verbunden mit Millionen anderen Menschen, sei es nun über das Internet oder das Handy. Die Welt ist ständig in Bewegung und wir meinen es auch sein zu müssen. Wir eilen versunken in der Zeitung umher und denken nebenbei über Belanglositäten nach: „Was gibt es heute zum Essen?", „Die rote oder doch die blaue Couch?" oder wir sind in Gedanken schon beim nächsten Termin, auf der Arbeit und den Stress der uns dort erwartet.
Wir übersehen dabei das wichtigste im Leben: uns selbst und unsere Mitmenschen. Würde jemand lautlos auf einem belebten Platz zusammenbrechen, so würde er wohl erst nach Stunden bemerkt werden. Hätte er einen Herzinfarkt erlitten, wäre er dann bereits tot gewesen. Würde in der U-Bahn jemand stumm zu weinen beginnen ist die Chance gleich Null, dass sich jemand seiner annimmt, sich mit ihm unterhält, ihm Hoffnung gibt und gut zuredet. Hätte er geweint, weil er sich nutzlos und wertlos fühlt und sich das Leben nehmen wollte, hätte er es kurz darauf schon getan.
Es interessiert die meisten einfach nicht. Wir sind nur auf uns selbst und auf unseren eigenen Vorteil fixiert ohne Rücksicht auf Verluste, sei es eine Beziehung, ein guter Freund oder die eigene Familie. Alles verliert seinen Wert im Angesicht der eigenen Interessieren und des Materiellen. Es ist einfach nur schrecklich und abstoßend sich so egoistisch zu verhalten. Mich erfüllt es mit Trauer und Betroffenheit wenn ich daran denke und wünsche mir, dass es sich eines Tages ändern wird, aber das wird es nie. Dieses „System" funktioniert zu gut für den Einzelnen um es „abzuschaffen" und lässt kaum Platz für Empathie und das alles ohne zu wissen wer wir selbst sind.
Viele Leute wurden von anderen zu dem gemacht was sie sind und Leben ein Leben das ihnen andere vorschreiben, oder das andere für sie wollten. Unter den Älteren, aber auch unter den Jüngeren gibt es viele die einen Beruf ausüben, eine bestimmte Schule wählen oder ein bestimmtes Fach studieren, weil ihre Eltern es so wollten, ohne es überhaupt selbst zu wollen. Wir sind geprägt durch die Normen unserer Eltern und der zu stark leistungs- und materiellorientierten Gesellschaft. Wir sind nicht die Kleidung die wir tragen, das Auto das wir fahren, die Wohnung in der wir wohnen oder die Noten die wir schreiben. Wir sind wer wir sind, nicht mehr und vor allem nicht weniger. Was das beutet und herauszufinden was wir selbst wollen bzw. wonach wir uns sehnen ist eine der schwersten Aufgaben im Leben, wenn nicht sogar die schwerste. Erst wenn wir es geschafft haben dies herauszufinden, es vor allem auch zu akzeptieren und wir es schaffen für uns selbst zu sorgen ist es uns erst möglich unsere eigenen Entscheidungen zu treffen, aus den alten Normen auszubrechen und können beginnen richtig zu Leben. Erst wenn wir uns gefunden haben, schaffen wir es auch für andere zu sorgen und so etwas wie Empathie zu empfinden.
Ich weiß, es ist immer einfacher etwas vor sich hin zu sagen und anderen „Ratschläge" zu erteilen, als es auch für sich selbst anzunehmen, aber glaubt mir bitte wenn ich euch sage das das wohl kaum einer besser weiß als ich selbst. Ein Heiliger bin auch ich wahrlich nicht, der altruistisch durch die Welt zieht und versucht diese zu verbessern und jedem zu helfen. Ich kann noch nicht für mich selbst sorgen und verliere mich in der schier unendlich großen Welt der Empathie und vergesse auf mich selbst.
Ich beobachte diese „Ungereimtheiten" in der Gesellschaft schon immer. Früher unbewusst, seit einiger Zeit jedoch bewusst und es ist mir ein Anliegen darauf aufmerksam zu machen den es betrifft mich zutiefst. Mit ziemlicher Sicherheit habe ich mich deswegen auch dazu entschlossen einen Sozialberuf ausüben um das wichtigste in den Mittelpunkt stellen zu können: den Menschen.
Ich starte einen verzweifelten Aufruf und bitte jeden der diesen Artikel liest in der hektischen und informationsüberfluteten Welt einen kurzen Moment innezuhalten und nachzudenken, über sich selbst und seine Mitmenschen, den die kleinen Dinge sind es die uns glücklich machen. Wir leben zu sehr in Ferne der großen weiten Welt mit ihren unbegrenzten Möglichkeiten und übersehen das erstaunliche und wundervolle in der Nähe. Oft sehen wir in Filmen Geschichten über Menschen die in ihrem Leben alles erreicht haben was sie sich erträumt haben: Geld, Macht und Ruhm und dennoch nicht glücklich sind. Sie können sich nicht mehr an den einfachen Dingen erfreuen. Sei es nur eine einzige Blume auf einer großen Wiese, nur ein Sonnenuntergang oder ein gutes Gespräch mit einem guten Freund, so stellt es dennoch bei weitem alles Materielle in den Schatten. Solche Geschichten passieren nicht nur in Filmen sondern tagtäglich vor unserer Haustüre. Den eines dürfen wir nie vergessen: Alles ist endlich, auch unser Leben. Wir glauben manchmal unsterblich zu sein, aber wir sind es in keinem Augenblick und werden es auch in keinem Augenblick unseres Lebens sein. Diese Tatsache soll uns keine Angst machen sondern uns helfen, uns das Unbewusste wieder bewusst zu machen und die kleinen Dinge im Leben zu entdecken. Dabei sollten wir immer eines bedenken:
Memento Mori
Bedenke, dass du sterben musst!
Deshalb starte ich diesen verzweifelten Aufruf und ich bitte jeden der diesen Artikel gelesen hat, versteht was ich meine bzw. aussagen will und so ähnlich denkt ihn weiterzuverlinken, ihn auf euren Blogs bzw. Homepages zu erwähnen oder auf ihn zu verweisen um möglichst vielen Menschen die Augen zu öffnen. Natürlich weiß ich, dass es für viele so aussieht, als ob ich nur meinen Blog bekannter machen möchte und deshalb irgendetwas aus der Luft greife. Gedanken sind frei und so soll jeder denken was er möchte, jedoch war ich in meinem Leben schon oft kurz davor zu verzweifeln und darauf zu vergessen wofür es sich zu Leben lohnt um es nicht ernst zu meinen...
Danke